Museen bewahren nicht nur wertvolle Objekte, sie sind auch Orte des Wissens. Doch ein Großteil dieses Wissens bleibt bislang im Verborgenen: Viele Sammlungen sind nur unvollständig dokumentiert, Herkunftsgeschichten sind schwer nachzuvollziehen und die vorhandenen Daten sind häufig nicht miteinander verknüpft. Ein neues Forschungsprojekt will das ändern. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) sollen Museumsdaten besser erschlossen, analysiert und präsentiert werden.
Die Jade Hochschule forscht zusammen mit der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliothekverbunds (GBV), der Universität Göttingen, der Leuphana Universität Lüneburg und der Technischen Informationsbibliothek daran, wie Museumsdaten mithilfe von KI erschlossen werden können. So sollen Forscherinnen und Forscher künftig effizienter auf relevante Sammlungsobjekte zugreifen und neue Erkenntnisse gewinnen können – durch intelligente Modelle, die beispielsweise Statuen oder Skulpturen mithilfe von Metadaten, wie Grabungstexten, identifizieren können. Durch die intelligente Vernetzung von Daten, die Unterstützung der Provenienzforschung und die Entwicklung praxisnaher Werkzeuge für den Museumsalltag werden Sammlungen nicht nur digital erschlossen, sondern auch für Forschung, Bildung und Öffentlichkeit erlebbar gemacht.
Das Forschungsprojekt gliedert sich in vier Arbeitspakete, die jeweils unterschiedliche Herausforderungen im Museumsbereich aufgreifen:
Provenienzforschung
Hier steht die Herkunft von Museumsobjekten im Mittelpunkt. Die Provenienzforschung untersucht zum Beispiel, ob Exponate während der NS-Zeit oder in kolonialen Kontexten geraubt oder auf unethische Weise entzogen wurden. Künstliche Intelligenz unterstützt dabei, indem sie große Datenmengen erschließt und intelligent durchsuchbar macht. So lassen sich Verdachtsmomente oder Wissenslücken systematisch erkennen. Dabei prüfen Provenienzexpert:innen die Ergebnisse auf historische Korrektheit und sind im Prozess der Datentransformation und -auswertung unverzichtbar.
Digitale Erschließung
Einige Sammlungen wurden bislang nur in kleinen Teilen durch intensiven manuellen Aufwand erfasst. In diesem Arbeitspaket sollen aktuelle KI-Methoden genutzt werden, um Bilder und Artefakte automatisch zu kategorisieren und zu beschreiben. Kombiniert mit effizienten Such- und Visualisierungsmethoden ermöglichen diese Ansätze Fachleuten eine schnelle Überprüfung und Validierung der Vorschläge. Dies ermöglicht eine systematische Erschließung großer Bestände und verbessert die Durchsuchbarkeit und Exploration von Museumsdaten.
Anreicherung von Metadaten
In einer Pilotphase konzentrieren sich die Forschenden auf antike Skulpturen. Texte aus der Archäologie und historische Grabungsberichte werden automatisch ausgewertet, sodass die Objekte zusätzliche Informationen erhalten, beispielsweise über Fundorte oder historische Bezüge. Diese Daten werden anschließend in digitale Systeme eingespeist und sind damit leichter nutzbar.
Betriebsmodelle für die Praxis
Langfristig sollen die neuen Werkzeuge nicht im Labor bleiben, sondern ihren Weg in den Museumsalltag finden. Dazu braucht es tragfähige Konzepte für Technik und Organisation. Getestet wird dies unter anderem auf der KI-Plattform CoSAIR der Jade Hochschule.
Gefördert wird das Vorhaben für zwei Jahre mit insgesamt rund 2,25 Millionen Euro mit Mitteln aus zukunft.niedersachsen, dem gemeinsamen Wissenschaftsförderprogramm vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und der VolkswagenStiftung.
Lesen Sie mehr über das Projekt in der Pressemitteilung der Jade Hochschule.

