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Zukunftslabor Gesellschaft & Arbeit stellt Forschungsergebnisse vor

14
Feb
2025
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Beim Abschlusssymposium des Zukunftslabors Gesellschaft & Arbeit trafen sich Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, um über den digitalen Fortschritt in Niedersachsen zu sprechen. Dabei wurden auch zentrale Forschungsergebnisse aus dem Zukunftslabor vorgestellt.

Unter dem Titel “Digitaler Fortschritt in Niedersachsen: Chancen, Herausforderungen, Visionen” diskutierten Wissenschaftler:innen des Zukunftslabors Ende Januar und Vertreter:innen aus der Praxis über die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung und der niedersächsischen Wirtschaft sowie über die Zusammenarbeit von Mensch und Künstlicher Intelligenz (KI).

“Wir haben das Zukunftslabor Gesellschaft & Arbeit bewusst sehr interdisziplinär angelegt, um unterschiedliche Sichtweisen auf die Digitalisierung in unsere Forschung einfließen zu lassen und die Veränderungen auf gesellschaftliche Entwicklungen und Arbeitsprozesse ganzheitlich zu betrachten”, sagte Prof. Dr. Wolfgang Nejdl, Sprecher des Zukunftslabors Gesellschaft & Arbeit und Geschäftsführender Direktor des Forschungszentrums L3S.

ZukunftslaborGesellschaft & Arbeit

Wissenschaftler:innen aus ganz Niedersachsen forschten in dem Zukunftslabor über fünf Jahre an drei Teilprojekten. Zentrale Aspekte sind die arbeitsbezogenen Folgen und Wirkungen der Digitalisierung, die Möglichkeiten, Konzepte und Voraussetzungen für die Gestaltung digitaler Arbeitswelten, die Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf Organisationsprozesse sowie Fragen der damit verbundenen Gestaltung von Wirtschaftspolitik und Regulierung.

Zu jedem dieser Teilprojekte gab es beim Abschlusssymposium ein Panel, an dem Wissenschaftler:innen des Zukunftslabors sowie Vertreter:innen aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung teilnahmen. In den Panel-Diskussionen stellten Dr. Martin Kuhlmann (Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen) und Prof. Dr. Rolf Sternberg (Leibniz Universität Hannover) zentrale Ergebnisse aus der Forschung im Zukunftslabor vor.

Bessere Lösungen, wenn Beschäftigte mitgestalten

Im Panel “Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung – Chancen, Herausforderungen und Gestaltungserfordernisse” waren sich die Teilnehmer:innen einig, dass die Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung nicht gut vorankäme und dass dies mehrere Gründe habe. Ergebnis des Zukunftslabors sei, betonte Kuhlmann, dass die Beschäftigten durchaus ein Interesse an verstärkter Digitalisierung hätten. Allerdings machten sie zu oft die Erfahrung, dass die Systeme noch nicht gut gestaltet seien, nicht selten sogar Zusatzaufwand erzeugten und nicht für alle Bürger:innen gut zugänglich seien. Das liege daran, dass die Beschäftigten aber auch Bürger:innen an der Gestaltung der Digitalisierung zu selten und zu wenig beteiligt würden.

Ein Mann sitzt vor zwei Monitoren und hat eine Augmented Reality Brille auf der Nase, er hält seine Arme vor sich.

Im Zukunftslabor wurde u.a. die Nutzung von Augmented reality untersucht. Dabei handelt es sich um eine technische Anwendung, bei der beispielsweise via Brille digitale Elemente in die reale Welt projiziert werden (Symbolbild).

Umgekehrt zeige sich aber auch: Wenn Beschäftigte Digitalisierungsprozesse mitgestalten könnten, führe dies nicht nur zu besseren Lösungen, sondern es werde zugleich als Wertschätzung und Anerkennung erlebt. Allerdings seien gerade in der öffentlichen Verwaltung die Ressourcen knapp und bei den Themen Digitalisierung und Organisationswandel fehle es häufig an qualifiziertem Personal.

Homeoffice macht ländliche Räume attraktiver

Sternberg ging im Zukunftslabor Gesellschaft & Arbeit der Frage nach, inwiefern Digitalisierung die Unterschiede zwischen städtischen Ballungsgebieten und ländlichen Regionen beeinflusst. Sein wissenschaftlicher Mitarbeiter, Lukas Häfner, führte Interviews mit Mitarbeitenden aus ca. 100 kleinen und mittleren Unternehmen aus zwei Städten und vier ländlichen Regionen Niedersachsen.

Die Ergebnisse stellte Sternberg im Panel “Digitalisierung der niedersächsischen Wirtschaft – woran hakt es in der Politik?” vor: Die Auswirkungen der Digitalisierung in Stadt und Land gestalteten sich unterschiedlich. Während Städte von einer besseren digitalen Infrastruktur und Hochschulstandorten profitierten, seien digitale Kompetenzen in ländlichen Regionen oft weniger verbreitet. Dies könne bestehende regionale Unterschiede weiter verstärken, was politischen Handlungsbedarf mit sich bringe.

Weitere Untersuchungen in Bezug auf die Gründung digitaler Unternehmen und die Binnenmigration in Deutschland hätten gezeigt, dass die Corona-Pandemie als Katalysator der Digitalisierung fungiert habe. Sternberg beschrieb, dass infolge der Pandemie vermehrt digitale Unternehmen gegründet worden seien, insbesondere im ländlichen Raum im Pendelbereich zu Großstädten. Homeoffice führe dazu, dass hochqualifizierte Personen ländliche Regionen neu bewerteten. Um diesen Trend zu nutzen, sollten Infrastruktur, Nahverkehr und Bildung in diesen Regionen weiter gestärkt werden.

KI: Hintergrundwissen und kritisches Denken nötig

In einem dritten Panel ging es um das Thema “Mensch-KI-Kollaboration – Quo vadis?”. In der Diskussion wurden vielfältige Einsatzmöglichkeiten und Herausforderungen thematisiert. Die Diskussionsteilnehmenden sprachen darüber, wie bereits bestehende KI-Anwendungen Firmen unterstützen, in dem sie beispielsweise Beratungsprozesse effizienter machen oder auch kreative Prozesse erleichtern. Allerdings stehen dem gegenüber auch immer Anfangsinvestitionen, die Firmen tätigen müssen, bevor es langfristig zu Produktivitätssteigerungen kommen könne.

Dabei wurde auch deutlich, wie wichtig KI-Kompetenzen sind. KI müsse als Entscheidungsunterstützung verstanden werden und von den Menschen, die sie einsetzten, kritisch hinterfragt werden. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie auf der Website des ZDIN.

Nejdl blickte zum Abschluss der Veranstaltung positiv auf die fünf Forschungsjahre des Zukunftslabors Gesellschaft & Arbeit zurück. Die bisherigen Ergebnisse und Ansätze würden in weiteren Forschungsprojekte einbezogen und fortgeführt werden.

Logo des Zentrums für digitale Innovationen Niedersachsen

Zentrum für digitale InnovationenNiedersachsen

Das ZDIN unterstützt interdisziplinäre und anwendungsorientierte Forschung im Bereich der Digitalisierung in Niedersachsen. Es bündelt die verteilten Digitalisierungskompetenzen in Niedersachsen in acht Zukunftslaboren sowie in den Digitalisierungsprojekten der ZDIN-Mitglieder in oft disziplinübergreifenden Forschungs-, Vernetzungs- und Transferformaten zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.