Das Zukunftslabor Energie präsentierte Ende Februar bei seiner Abschlussveranstaltung gewonnene Erkenntnisse zur Digitalisierung von Energiesystemen. Im Austausch mit Partnern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurden Ideen diskutiert, die den Wissenstransfer in die Praxis stärken und Lösungen vorantreiben.
Die Sprecherin des Zukunftslabors, Prof. Dr.-Ing. Astrid Nieße (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg), blickte in ihrer Eröffnungsrede auf fünf Jahre Digitalisierungsforschung im Energiebereich zurück: „Wir haben unterschiedliche Aspekte digitalisierter Energiesysteme untersucht und die Digitalisierung der Energieforschung selbst vorangetrieben. In enger Zusammenarbeit mit unseren Partnern haben wir wertvolle Erkenntnisse für die Energiebranche erarbeitet, die in die Praxis übertragen werden können.“
In der anschließenden Keynote „Erfolgsfaktor Digitalisierung? Wie digitale Technologien Machtverhältnisse und soziale Dynamiken der Energietransition verändern“ betrachtete Prof. Dr. Jannika Mattes (Carl von Ossietzky Universität Oldenburg) den Energiewandel aus sozialwissenschaftlicher Perspektive. Bei der Einführung neuer Technologien sei es wichtig, Ansprüche verschiedener Akteur:innen einzubeziehen und aktiv in den Austausch zu treten. Der partizipative Prozess sei der Schlüssel zu einer erfolgreichen Digitalisierung und Energiewende.
Das Zukunftslabor widmete sich in zwei Teilprojekten folgenden Themenbereichen: Im Teilprojekt „Erforschung von IKT-Abhängigkeiten in Quartiersversorgungssystemen“ untersuchten die Wissenschaftler:innen fünf Szenarien in digitalisierten Energiesystemen: die Auswirkungen der gestiegenen Elektromobilität auf die Energieversorgung in Quartieren, der stabile Netzbetrieb in Energiesystemen mit fossilen und erneuerbaren Energien, die Nutzung von Flexibilitäten bei Schwankungen in der Energieversorgung, Störungen von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in digitalisierten Energiesystemen sowie die Energieversorgung von Gebäuden mit unterschiedlichen Lastprofilen. Die Erkenntnisse werden in Empfehlungen zur Gestaltung künftiger Energiesysteme einfließen.

Christoph Ernst/OFFIS – Institut für Informatik
Prof. Dr.-Ing. Astrid Nieße eröffnete die Abschlussveranstaltung des Zukunftslabors Energie in Oldenburg.
Das Teilprojekt „Entwicklung einer Plattform für die Erforschung digitalisierter Energiesysteme“ beschäftige sich damit, die Energiesystemforschung und -entwicklung selbst zu digitalisieren. Dafür entwickelten die Wissenschaftler:innen eine kollaborative Forschungsplattform für die Energiebranche, die Akteur:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft vernetzt und den Open-Science-Gedanken fördert. Bei der Abschussveranstaltung zeigten die Wissenschaftler:innen eine Live-Demo der entwickelten Plattform, Interessent:innen bietet dieses Video einen Eindruck der Plattform.
Bei der Veranstaltung stellten Wissenschaftler:innen und Praxispartner Transferideen für die Praxis vor. Aus ihrer gemeinsamen Forschung sind insgesamt sieben Ideen entstanden, wie die Ergebnisse aus dem Zukunftslabor in die Praxis überführt und weitergedacht werden könnten. So wurden beispielsweise Erkenntnisse bei der Analyse und Optimierung komplexer, digitaler Energiesysteme gewonnen. Diese könnten dafür genutzt werden, die Energiekosten von energieintensiven kleinen und mittleren Unternehmen zu senken. Die Transferidee besteht in der Entwicklung innovativer Modelle zur optimierten Nutzung dezentraler erneuerbarer Energie und zur Optimierung energieintensiver Produktionsprozesse. So könnten die bisherigen Arbeiten dabei helfen, Einsparpotenziale durch Flexibilitäten zu identifizieren und sie in einer energieintensiven Industrie zu erproben.
Diese sowie sechs weitere Ideen wurden bereits als Transferprojekte eingereicht und werden derzeit evaluiert. Bei den Transferprojekten handelt es sich um Kurzprojekte mit einer Laufzweit von zwölf bis achtzehn Monaten, die zeitnah ihre Forschung am Zentrum für digitale Innovationen Niedersachsen (ZDIN) aufnehmen sollen. Sie zielen darauf ab, die branchenübergreifende Digitalisierung und den Wissenstransfer zwischen Forschung und Praxis zu fördern.
In einer Panel-Diskussion diskutierten Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die „Rolle der Digitalisierung und Gesellschaft in Quartiersenergiesystemen“. Die Diskussion drehte sich um Investitionen in marktfähige Lösungen sowie um den sinnvollen Umgang mit Daten aus Nieder- und Mittelspannungsnetzen. Smart Meter und digitale Zähler wurden als Schlüssel zur Transparenz und Bürgerbeteiligung hervorgehoben. Geschäftsmodelle sollten nutzerfreundlich und langfristig tragfähig sein, um Engagement zu fördern. Zudem müsste die Netzsteuerung flexibel auf unterschiedliche Lastphasen reagieren, wobei Transparenz für Bürger eine zentrale Rolle spiele. Für die Energiewende gebe es bereits viele notwendigen Technologien und Strategien – wichtig sei, sie effektiv einzusetzen und Fortschritte nicht auszubremsen.
Zum Abschluss der Veranstaltung zog Nieße ein positives Fazit: „Das Zukunftslabor Energie hat konkrete digitale Lösungen für die Energiewende entwickelt. Mit den Impulsen, die wir heute diskutiert haben, gehen wir jetzt die nächsten Schritte mit unseren Partnern aus Wirtschaft und Forschung.“