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Niedersachsens Hochschulen: Strategisch digitalisieren

30
Jul
2024
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Die Dachinitiative Hochschule.digital Niedersachsen (HdN) treibt die Digitalisierung der niedersächsischen Hochschulen voran. Ein Gespräch mit Gründungsdirektor Norbert Lossau über Ziele, Strategie und konkrete Projekte, die die digitale Transformation in Lehre, Forschung und Verwaltung unterstützen.

2021 gründeten die Landeshochschulkonferenz Niedersachsen (LHK), das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) sowie die VolkswagenStiftung die Dachinitiative Hochschule.digital Niedersachsen. Ihr gehören alle zwanzig niedersächsischen Hochschulen in staatlicher Verantwortung an. Seit 2023 leitet Norbert Lossau hauptamtlich die Aktivitäten der HdN.

Herr Lossau, was ist das Ziel des Verbundes Hochschule.digital Niedersachsen?

Norbert Lossau: “Die Dachinitiative HdN verfolgt die Vision einer gemeinsamen, zukunftsorientierten Gestaltung der niedersächsischen Hochschulen im digitalen Zeitalter, die ihre Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Durch die Kooperation verbesserte digitale Dienste und ein im Verbund erweitertes Portfolio soll die Attraktivität der niedersächsischen Hochschulen insgesamt erhöhen.”

Anknüpfend an den pandemiebedingten Digitalisierungsschub und basierend auf vielfältigen Erfahrungen in der projektbezogenen Zusammenarbeit wurde im Juni 2024 erstmals eine gemeinsame Digitalisierungsstrategie für die niedersächsischen Hochschulen entwickelt. Welche Ziele formulieren Sie dort?
“Gemeinsam wollen wir die Kultur der Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen weiterentwickeln, Ressourcen effizient und aufeinander abgestimmt nutzen, Kosten bzw. deren Steigerung senken und die Cyber-Resilienz der digitalen Infrastrukturen erhöhen. Alle an den Hochschulen sollen einen umfassenden Zugang zu den digitalen Infrastrukturen und Wissensressourcen der Hochschulen erhalten. Darüber hinaus werden wir zukunftsfähige Innovationen in Studium und Lehre, Forschung und Verwaltung fördern, von denen die Hochschulen gemeinsam profitieren. Außerdem sollen Studierende sowie Beschäftigte in den Unterstützungsbereichen im souveränen Umgang mit digitalen Technologien in Studium und Arbeitsleben geschult werden, insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz.”
Portrait eines Mannes im Sakko, der in die Kamera lächelt

Norbert Lossau war von 2006 bis 2013 Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, anschließend war er bis 2023 Vizepräsident der Universität Göttingen.

Da haben Sie sich einiges vorgenommen! Wie wird die Strategie umgesetzt?

“Die Umsetzung erfolgt über einzelne Projekte, die aus Mitteln von zukunft.niedersachsen finanziert werden. Insgesamt wurden 150 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Ende 2023 wurden bereits die Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen und das erste Projekt zur ‘Sicherung der (Cyber)Resilienz’ der niedersächsischen Hochschulen bewilligt. Vier weitere Projekte erwarten in der zweiten Jahreshälfte 2024 ihre Bewilligung. Dabei geht es um digitale Lehre, Forschung zu virtualisieren, den Aufbau eines Netzwerkes und Services zu Forschungsinformation sowie die digitale Hochschulverwaltung.

Alle Projekte haben gemein, dass sie die IT- und Informations-Infrastrukturen sowie die digitalen Kompetenzfelder durch gebündelte Ressourcen stärken − zum Nutzen aller Hochschulen. Sie bringen das Service-Angebot für Studium und Lehre, Forschung und Verwaltung in allen Hochschulen auf einen wettbewerbsfähigen sowie rechtlich geforderten Standard und sie gestalten innovative Themen der Zukunft kooperativ.”

Studie "Gemeinsam digital - Gesamtstrategie 2030 der Hochschule.digital Niedersachsen"

Stellen Sie uns doch bitte ein Projekt näher vor.

“Daten sind wie wir alle wissen eine Schlüsselressource der Digitalisierung. Der Ausbau einer leistungsfähigen, effizienten und innovativen Infrastruktur für Forschungsdaten ist eine entscheidende Voraussetzung für den Erfolg der niedersächsischen Hochschulen im nationalen und internationalen Wettbewerb und für die Forschung, insbesondere auf Spitzenniveau. Darüber hinaus ist sie von großer Bedeutung für die Antragstellung von Fördermitteln, die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten als auch die Zusammenarbeit in Projekten.

Im November 2023 ist der Aufbau der Landesinitiative Forschungsdatenmanagement Niedersachsen gestartet, als ein Verbundprojekt aller niedersächsischer Hochschulen und koordiniert unter dem Dach der HdN. Die Landesinitiative trägt das Forschungsdatenmanagement in Niedersachsen in die Breite der Wissenschaft und schafft ein flächendeckendes Angebot zur Unterstützung der Forschenden. Auf diese Weise wird die Qualität im Forschungsprozess durch bewussten und kompetenten Umgang mit Forschungsdaten stetig erhöht und Forschende in allen wissenschaftlichen Disziplinen des Landes in diesem zukunftsweisenden Bereich unterstützt.”

Wie ist Hochschule.digital Niedersachsen organisiert, um eine effektive Umsetzung der Strategie zu gewährleisten?

“Über die LHK, das Ministerium und die Stiftung hinweg wurde ein strategischer Lenkungskreis auf Leitungsebene eingerichtet. Zudem wurden die bestehenden Gremienstrukturen der LHK um eine Steuerungsgruppe für die HdN ergänzt. Koordinierungsstelle und Gründungsdirektor als strategisch-operative Leitung unterstützen die Hochschulen beim weiteren Aufbau der HdN. Dabei agieren wir als Kommunikationszentrum im Netzwerk der niedersächsischen Hochschulen mit MWK und Stiftung, wir übernehmen zentrales Projektmonitoring, aber auch die konzeptionelle Weiterentwicklung und Zukunftsplanung der HdN sowie die Markenbildung, Außenkommunikation und Vernetzung über Niedersachsen hinaus.” 

 

Die HdN-Gesamtstrategie

Mit der im Juni 2024 veröffentlichten Gesamtstrategie “Gemeinsam digital” wird die inhaltliche Gesamtrahmung über alle Handlungsfelder für die Weiterentwicklung der Digitalität der Hochschulen in Niedersachsen gesetzt. Sie ist zugleich der Ausgangspunkt eines kürzlich gestarteten Prozesses für die Erarbeitung eines skalierbaren Zielbilds für die IT-Welt der Hochschulen. Darin sollen auf der Basis einer Analyse des Ist-Zustands Aufgaben und Kapazitäten hochschulübergreifend stärker gebündelt und die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, nach Auslaufen einer Projektförderung die Nachhaltigkeit von IT-Infrastrukturen und -Services zu sichern.