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Personalisierte Medizin: Projekte ausgewählt

Bild von einem Krankenhausflur mit verschiedenen leeren Betten
04
Apr
2025
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Patientin ist nicht gleich Patientin, Patient nicht gleich Patient: Alter, Geschlecht, Lebensumstände – jeder Mensch hat persönliche Anlagen für Krankheiten und reagiert individuell auf medizinische Therapien. Hier setzt die personalisierte Medizin an. 

Insbesondere die Digitalisierung und Anwendungen von künstlicher Intelligenz ermöglichen der Wissenschaft innovative Behandlungsstrategien zu erforschen, die Nutzen, Risiken und Nebenwirkungen optimal aufeinander abstimmen. Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium und die VolkswagenStiftung fördern im Rahmen des gemeinsamen Programms zukunft.niedersachsen fünf herausragende Forschungsprojekte zum Ausbau der personalisierten Medizin in Niedersachsen mit insgesamt gut neun Millionen Euro.

Die geförderten Projekte rücken den konzeptionellen Aufbau und die Erprobung neuer methodischer und technologischer Ansätze in den Fokus. Ziel ist es, diese Ansätze zu etablieren, deren Anwendung auf verschiedene Krankheitsbilder zu ermöglichen und damit die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems in Niedersachsen maßgeblich zu erhöhen.

Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung wollen am Beispiel der Leberzirrhose erforschen, wie bei besonders infektionsanfälligen Patientinnen und Patienten die Vorsorge verbessert, die Bekämpfung von Infektionen zielgerichteter erfolgen und der Entwicklung weiterer Antibiotikaresistenzen wirksamer entgegnet werden kann. Hierzu sollen Infektionsrisiken analysiert, KI-basierte Lösungen entwickelt und Infrastrukturen für den Einsatz der modernen Bioinformatik (der sog. Omics-Technologien) und der computergestützten Datenanalyse aufgebaut werden. Für ihr Projekt INDIVO: Individualised prevention and treatment of infections in patients with liver cirrhosis stehen bis zu 3 Mio. Euro zur Verfügung. 

Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover, der Universitätsmedizin Göttingen, der TU Braunschweig und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung wollen – im Wesentlichen aufbauend auf einer bestehenden Sammlung von Gesundheitsdaten im Exzellenzcluster RESIST – die altersbedingte Infektionsanfälligkeit älterer Menschen untersuchen. Am Praxisbeispiel des Herpes-Virus sollen prädiktive Biomarker identifiziert werden, die sowohl das Risiko als auch die Schwere einer Infektion vorhersagen und damit die Entwicklung neuer Ansätze in Prävention, Diagnostik und Therapie erleichtern können.
Mit dem Ziel einer höheren Standardisierung und Qualitätskontrolle bei innovativen Methoden der Bioinformatik (sog. Multi-Omics-Ansätzen) soll die Grundlage für eine effizientere und nachhaltigere Nutzung einschlägiger Gesundheitsdaten sowie die Übertragung des erfolgreichen methodischen Ansatzes auf andere Krankheitsbilder geschaffen werden. Für ihr Projekt mit dem Namen MoReHealth Niedersachsen – A Best Practice for Standardized Multi-omics Health Research in Personalized Medicine in Lower Saxony stehen ebenfalls bis zu 3 Mio. Euro bereit. 

Forschende der Medizinischen Hochschule Hannover wollen anhand einer häufigen post-operativen Komplikation nach Nierentransplantationen – der BK-Virus Neuropathie – erforschen, wie bei Dialyse- und nierengeschädigten Patient:innen Abstoßungsreaktionen nach Nierentransplantation entgegengewirkt werden kann. Hierzu wollen die Forschenden Biomarker zur Diagnose und Beobachtung der Komplikationsrisikos identifizieren und analysieren, existierende Therapieoptionen kritisch hinterfragen und neue therapeutische Ansätze entwickeln. Für Personalized medicine approaches for preventing kidney transplant loss by BK virus nephropathy (stopBKV) haben sie bis zu 996.000 Euro zur Verfügung. 

Im Projekt Cell-mediated targeting and on-demand release of antibacterials for treatment of localized infections (Fördersumme: 1,8 Mio. Euro) fokussieren sich die Forschenden des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung und der Medizinischen Hochschule Hannover auf die Behandlung von bakteriellen Infektionsrisiken bei medizinischen Implantaten. Sie wollen vor dem Hintergrund steigender Antibiotikaresistenzen und erheblicher Nebenwirkungen von Antibiotika untersuchen, wie bakteriellen Infektionen im Umfeld medizinischer Implantate begegnet werden kann, ohne dabei toxische Belastungen von Organen in Kauf zu nehmen. Hierzu soll ein neues und übertragbares Konzept entwickelt werden, wie Wirkstoffe besser und verlässlicher an den Ort einer lokalen Entzündung transportiert werden und zielgerichteter ihre Wirkung entfalten können. Das zu erforschende Grundkonzept soll auch auf andere Infektionsformen und Erkrankungen übertragbar sein.

Medizinforschende der Universität Oldenburg wollen das Sturzrisiko älterer Menschen besser verstehen. Um diese Diagnostik von den üblicherweise aufwändigen Labortests abzukoppeln, sollen in ihrem Projekt Personalised diagnostics of critical physical stress in everyday life Wearables (kleine Diagnosegeräte, die man am Körper oder am Kopf trägt) entwickelt werden, die die Pulsmessung als wichtigen Indikator für einen drohenden Verlust von Balance und Koordination fokussieren. Zudem sollen Algorithmen die individuelle körperliche Fitness überwachen sowie körperliche Überforderungen bei Alltagstätigkeiten registrieren. Die Wearables werden zunächst für ältere Menschen konzipiert, sollen in der weiteren Entwicklung aber auch sporttreibenden Personen Trainingshinweise geben, die den Konditionsaufbau wirksam unterstützen (Fördersumme: 457.000 Euro).